Krankheiten

Krankheiten, ihre Erkennung und Behandlung
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Es ist nicht wirklich schwer seinen Weißbauchigel gesund zu halten, wenn man einige selbstverständliche Dinge beachtet. Der Kot ist täglich zu entfernen, die Futter - und Wassernäpfe täglich zu reinigen und neu aufzufüllen, Zugluft zu vermeiden und darauf zu achten, daß kein Nässestau entsteht. Die richtige Temperatur ist ebenfalls ein wichtiger Punkt zur Gesunderhaltung des Igelchens. Eine tägliche Kontrolle eures Weißbauchigels ansich ist selbstverständlich, nur so lassen sich Verletzungen oder Parasiten rechtzeitig feststellen und die richtigen Maßnahmen ergreifen.
Sichere Anzeichen für eine Erkrankung des Igels
- ein unsicherer, stolpernder oder schwankender Gang
- eine nur schwache oder gar nicht gezeigte Abwehreaktion wenn man sich ihm nähert
- eine abgemagerte Figur mit eingefallenen Flanken, "Hungerfalte" in der Linie zwischen Kopf und Rücken
- trübe, eitrige oder oft tief eingesunkene Augen
- röchelnde Atmung, Husten, eitriger Nasenausfluß
- offene Wunden durch Biß - oder Rißverletzungen
- Unterkühlung (wenn man den Igel am Bauch anfaßt und er sich kälter anfühlt als die warme Hand)- Teilweise fühlbare Kälte des Igels (meist betroffen sind die Hinterbeine und die Bauchgegend, während der Igel am Vorderkörper und obenauf normale Körpertemperatur zu haben scheint)
- Parasitenbefall (Zecken, Würmer, Maden .....)
- Durchfall
- Haar - oder Stachelausfall
- Grüner, schleimiger, stinkender, mit Blut durchsetzten Kot, Blutungen aus Mund und Darm, Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen, Apathie, schorfige Beläge auf der Haut, Eiterpusteln, Krämpfe, blasse Schleimhäute, geschwollenen Beine
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Durchfall / Abmagerung
Durchfall kann durch unterschiedliche Erkrankungen entstehen. Entweder schlechtes, oder falsches Futter, Innenparasiten bzw. Darmerkrankungen. Wenn Obst verfüttert wird, kann es sehr schnell zu Durchfall kommen. Dann sollte komplett auf darauf verzichtet werden (spielt eh keine wichtige Rolle in der Ernährung des Igels). Wenn Durchfall bemerkt wird und es sich nach 2 Tagen noch nicht gebessert hat, dann sollte man das Tier sofort zum Tierarzt bringen. Ebenso, wenn der Kot grünlich oder sehr hell mit Blutschlieren (schwarze "Fäden") versehen ist und das ganze länger als 2 Tage anhält. Dies deutet auf innere Erkrankungen hin. Bei Durchfall entstehen schnell Probleme wie Austrocknung, Darmverschluß, etc.... Daher keinesfalls zu lange warten.
In den meisten Fällen wird bei Durchfall auch die Nahrungsaufnahme verweigert bzw. funktioniert die Verdauung nicht, so das die Nahrung unverarbeitet wieder ausgeschieden wird. Eine Dehydrierung aufgrund des Wassermangels und eine Hungerfalte aufgrund fehlender Nährstoffe, sowie rapide Gewichtsabnahme sind zu befürchten. Nur der Tierarzt und schnelle Handlung können helfen - keinesfalls zu lange warten, die Ursache der Krankheit muß dringends abgeklärt werden.
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eine Hungerfalte und eingefallene Flanken weisen immer auf eine Erkrankung hin und sind ein ernstzunehmendes Zeichen
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Blähungen / Blähbauch
ein aufgeblähter und / oder verhärteter Bauch kann viele Ursachen haben und ist meist nur Begleiterscheinung einer anderen Krankheit.
Ein Blähbauch kann durch falsches Futter oder durch die nicht richtig funktionierende Verdauung auftreten. Er kann sehr hart werden und dem Igelchen immense Schmerzen bescheren. Ein Tierarzt ist umgehend aufzusuchen, es gibt wirksame Medikamente gegen diese unangenehme Erscheinung.
Unterstützend kann man Fencheltee geben anstatt Trinkwasser, Fencheltee entspannt und nimmt die Verhärtung.
Ein Blähbauch kann durch unverdauliche, verschluckte Objekte entstehen genauso wie eine Begleiterscheinung bei Magen - Darm Beschwerden sein, ebenso bei Durchfall auftreten.
In vielen Fällen frisst und kackt der Patient aber normal. das ist aber trotzdem kein Grund den Gang zum Tierarzt zu unterlassen. Eine Ursache ist immer gegeben und behandelt werden muss die Ursache, der Bauch verschwindet dann von selbst wieder.
Zur Unterstützung der Heilung ist eine Wärmflasche gut geeignet, auch Bauchmassagen helfen dem kleinen Patienten das Bäuchlein in den Griff zu bekommen.
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ein Blähbauch kann viele Ursachen haben, mit einer Verhärtung oder einem geblähten Bauch unbedingt den Tierarzt aufsuchen
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Entzündungen
Auch vor Entzündungen im Inneren ist der Igel nicht gefeit. Besonders häufig kommen Enzündungen bei schwangeren Igelinnen vor, die ihre Jungen nicht herausbringen. Die Geburt wird manchmal durch ein quer liegendes Junges oder durch eine Austrocknung des Geburtskanals verhindert und die Kleinen sterben im Mutterleib ab, die Igelin bekommt in dem Fall meist eine Gebärmutterentzündung - oder Vereiterung, die bei Nichtbehandlung zum Tode führt. Erkennt man aber dass mit seinem Igelchen was nicht stimmt, sind die Chancen das Tier zu retten sehr hoch - es gibt hochwirksame Medikamente gegen diese Problematik und bei schneller Verabreichung durch einen Tierarzt heilt die Entzündung sehr schnell ab.
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fast abgeheilte Entzündung am Hinterbein
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Wunde Füsse
Wunde Füße entstehen in der Regel durch falschen Bodengrund im Terrarium. Zu scharfkörniger Sand oder Kies, Gitterkäfighaltung und scharfkantige Laufräder können die zarte Fußhaut des Igels schädigen. Als erste Maßnahme gilt, daß man die Streu austauscht und alle scharfkantigen Gegenstände entfernt. Leichte Reizungen kann man gut mit Kamillentinktur oder Bepanthen Wund-und Heilsalbe behandeln. Größere offene Stellen sollten vom Tierarzt behandelt werden.
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Endo - und Ektoparasiten (Würmer)
Vor allem Wildfänge sind neben Aussenparasiten oft mit Würmern befallen. Neben Bandwürmern die im Darm umherwandern, leiden Igel oft an Lungenwürmern. Eindeutige Zeichen hierfür sind extreme Atembeschwerden und röchelnde und röhrende Geräusche während der Atmung. (nicht zu verwechseln mit Schnarchen). Ebenso kommt hinzu, daß die Igel extrem dünn sind, obwohl sie fressen und trotzdem an Gewicht verlieren. Diese Tiere müssen dringend in Quarantäne gesetzt werden (sehr ansteckend und auf alle Igelchen im Haushalt übertragbar), nachdem Sie dem Tierarzt vorgestellt wurden. Mit entsprechenden Medikamenten kann man die Tiere recht gut von Würmern befreien.
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Kokzidien
Kokzidien trägt fast jedes Tier in sich, was aber nicht problematisch ist, solange sie nicht ausbrechen. Der Ausbruch erfolgt meisst durch Stress oder Umgebungsveränderung, welche das Tier unter Stress setzt. Besonders anfällig und meist sicher mit Kokzidien befallen sind Wildfänge. Bei Kokzidien handelt es sich um Darmparasiten, die bei Ausbruch zu grünem, schleimigen Kot, meist mit Blut versetzt, führen und bei Nichtbehandlung zum Tod des betroffenen Tieres führen können. Ein mit Kokzidien infiziertes Tier wird trotz guter Futteraufnahme rapide abnehmen, das sollte immer ein Wanrsignal sein. Erkennt man den Befall aber, ist eine Behandlung möglich und erfolgversprechend. Das Tier ist umgehend einem Tierarzt vorzustellen und eine Kotprobe abzugeben, die auf Kokzidien untersucht wird. Strengste Hygiene und Quarantäne sind selbstverständlich. Die Behandlung erfolgt mit der Gabe von Baycox 2,5% (3 Tage hintereinander oral eingeben, 0,1ml auf 100g Igel - danach 5 Tage Behandlungspause - der Stuhlgang hat sich zwischenzeitlich wieder normalisiert - und dann nochmal 3 Tage Behandlung).
Alle Tiere die mit dem kranken Igel in Verbindung - Kontakt auch durch die menschlichen Hände, waren, sollten ebenfalls über eine Kotprobe beim Tierarzt kontrolliert, und bei Bedarf mitbehandelt werden.
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Pilzinfektion
Durch Haltungsfehler, zu hohe Luftfeuchtigkeit, zu trockene Luft, falsches Streu oder schlechte Hygiene sowie ungenügende Belüftung kann es zu Pilzerkrankungen kommen. Diese äussern sich durch schuppige Stellen an der Haut zwischen den Stacheln sowie den Extremitäten und auch an Bauch und Ohren der Igelchen. Auffällig sind häufiges Kratzen und rote Stellen auf der Haut. Im Gegensatz zu Milben (die man sehen kann) wird man hier keine Parasiten erkennen können. Hier sollte man auch wieder den Tierarzt aufsuchen, der einen Abstrich nimmt. Er kann so die genaue Ursache feststellen und die Behandlung einleiten. Man sollte auch die anderen Tiere untersuchen und evtl. behandeln. Wie die meisten Krankheiten kann man diese Krankheit auch umgehen, indem man auf Hygiene und vor allem auf ausreichende Belüftung achtet.
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Stachellichtung und schuppige Haut durch einen Hautpilz
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Milben/Parasiten
Euer Igelchen kratzt sich ständig, die Haut zwischen den Stacheln sieht schuppig und gerötet aus? Das ist ein ziemlich sicheres Zeichen für Aussenparasiten. Als erste Maßnahme kann man den Igel in lauwarmem Wasser baden um einen Teil der Milben zu entfernen. Als nächstes muß das gesamte Gehege ausgeräumt, ordentlich gereinigt und desinfiziert werden. Das gilt auch für alle Einrichtungsgegenstände. Sind mehrere Igel in dem Gehege sind sie mit Sicherheit alle befallen. Als nächstes sollten die Tiere dem Tierarzt vorgestellt werden und man sollte sich entsprechende Mittel und Sprays aufschreiben lassen, um die Tiere richtig behandeln zu können. Am besten verzichtet man bis zum Ende der Behandlung auf Streu und unnütze Einrichtungsgegenstände, bis die Plage behoben ist.
Auch hier sollte man auf Sprays, die auf eigene Faust gekauft wurden, verzichten, um evtl. Schäden an den Tieren zu vermeiden.
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sehr starker Milbenbefall
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Augenprobleme
Weissbauchigel haben empfindliche Augen. Solltet Ihr beobachten, daß einer Eurer Igel ein Auge ständig geschlossen hält, oder oft versucht mit seinem Fuß daran zu reiben und zu kratzen, solltet Ihr zum Tierarzt gehen. Genau das Selbe gilt, wenn er übermäßigen Tränenfluß hat oder sonstige Auffälligkeiten am Auge zu sehen sind. Auf keinen fall sollte man selbst zu Werke gehen. Nur ein Tierarzt kann die genaue Ursache feststellen und das Auge nötigenfalls spülen und mit Salben beruhigen.
Ein weiteres Augenproblem ist das Eintrüben der Linse. Das kann durch Inzucht entstehen, aber auch durch Veranlagung oder altersbedingt. Vorsichtshalber sollte man das Tier zum Tierarzt bringen. Meist kann das Tier trotzdem noch lange und gut mit dieser Einschränkung leben, da Igel sowieso eher "ihrer Nase folgen" und das Auge nicht das wichtigste Organ ist. Bei erblindeten Igeln sollte man allerdings auf ständiges Umräumen des Terrariums verzichten, weil er sonst Orientierungsprobleme bekommen könnte und man sollte auch keine "Stolperfallen" einbauen, woran er sich verletzen könnte.
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Hornhauttrübung mit Augenlichtverlust (hier nach einem Schlaganfall)
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Brüche
Durch Unfälle kann es vorkommen, daß das Tier sich Knochen bricht. Bemerkt man nach einem solchen Unfall, daß sich das Tier seltsam oder kaum bewegt, oder Gliedmaßen schont oder hinterher zieht, dann sollte man spätestens jetzt den Tierarzt aufsuchen. Er kann die Beine gegebenenfalls schienen. Brüche sind sonst von außen nicht zu erkennen, außer es handelt sich um einen offenen Bruch.
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Haar-/Stachelausfall
Dies kommt sehr selten vor. In folge von starken Mangelerscheinungen in Verbindung mit Infektionen können Igel einen Großteil Ihres Stachelkleides verlieren. Schon wenn man bemerkt, daß das Tier extrem Stacheln oder Fell verliert sollte man umgehend den Tierarzt aufsuchen, um das Tier evlt. durch entsprechende Behandlung noch retten zu können. Ein geringer Stachelausfall hingegen ist aber normal, da Stacheln umgebildete Haare sind und ab und zu mal ein paar ausfallen. Wenn man aber einen vermehrten Stachelausfall bemerkt, oder euer Igelchen kahle Stellen aufweist, dann solltet ihr umgehend einen Tierarzt aufsuchen um Folgeschäden ausschließen zu können.
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Stachelausfall bei einem Jungigel
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Krebs / Tumore
Leider neigen unsere geliebten Stacheltiere dazu, von Tumoren befallen zu werden. Aus diesem Grunde ist es wichtig, sie regelmäßig zu befühlen. Je früher Tumore entdeckt werden, desto besser stehen die Chancen, daß Sie vom Tierarzt erfolgreich entfernt werden können! Besonders oft neigen die Tiere zu Gesäugetumoren, aber auch an anderen Stellen direkt unter der Haut können sich Tumore ansiedeln. Diese sind schnell und leicht zu ertasten und können früh entdeckt werden. Sie sind auch leichter zu entfernen.Schwerer zu entdeckende Tumore bilden sich oft an Leber, Niere und Lungen. Man sollte also grundsätzlich zum Tierarzt gehen, wenn man eine Veränderung unter der Haut oder direkt einen Tumor entdeckt, bzw auch wenn das Verhalten des Igelchens sich ändert und er an geliebten Beschäftigungen keine Freude mehr findet oder nicht mehr richtig frißt. Dies ist in den meisten Fällen ein Anzeichen für eine ernste Erkrankung.
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Gesäugeentzündung / Gebärmutterentzündung
In manchen Fällen kann es bei tragenden / säugenden Weibchen zu einer Gesäuge - oder Gebärmutterentzündung kommen. Eine Gesäugeentzündung kommt eher selten vor, bedarf aber schneller Behandlung um schlimmerem vorzubeugen. Rechts im Bild sehen sieht man eine Igeldame welche an einer offenen Gesäugeentzündung leidet - in ihrem Fall war ist das offene aber gut gewesen, damit der Eiter ablaufen konnte. Ein schneller Gang zum Tierarzt tut Not, er wird die nötige Behandlung (Antibiotika, Vitamine) einleiten. Auf strenge Hygiene ist zu achten, ein Tier mit einer offenen Wunde keinesfalls auf Hobelspänen halten - bewährt haben sich Küchentücher die stündlich gewechselt werden müssen. In solch einem Fall sind die säugenden Babys der Mutter wegzunehmen, endweder ist eine Handaufzucht der Kleinen nötig oder sie werden einer "Ammenmutter" untergeschoben.
Eine Gebärmutterentzündung ist ebenfalls eine sehr tragische Angelegenheit weil man sie meist erst im fortgeschrittenen Stadium merkt. Wenn das Weibchen aus der Vagina blutet oder aber komisch aussehende Gebilde beim Urinieren absetzt (meist Nachgeburten die nicht mit rausgekommen sind und die Entzündung hervorgerufen haben) ist ein sofortiger Gang zum Tierarzt nötig. In den meisten Fällen wird eine "Abtreibungsspritze" verabreicht und die folgenden 3 Tage Antibiotika gespritzt. Auch in diesem Fall sind die Kleinen der Mutter zu entnehmen, da sie sonst das Antibiotika über die Muttermilch aufnehmen würden was zu Schädigungen führen kann. Auch braucht die Mutter ihre Ruhe damit die Entzündung ausheilen kann.
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offene Wunde durch Zitzenentzündung |
Lungenentzündung
Eine Lungenentzündung ist meist erst im fortgeschrittenen Stadium zu erkennen. Wenn der Igel flach atment und dabei eine starke Flankenbewegung zu sehen ist, die Atmung röchelnd oder rasselnd ist, kann man in der Regel von einer Lungenentzündung ausgehen. In den meisten Fällen ist noch eine schleimige bis schaumige Absonderung aus der Nase zu erkennen, im fortgeschrittenen Stadium ist zähflüssiger Speichel erkennbar der aus den Mundwinkeln tropft. Dann wird der Igel auch nicht mehr fressen. Eine Lungenentzündung kann bakterielle Ursachen haben (Lungenwürmer) oder auf einer Erkältung beruhen. In jedem Fall ist ein Tierarzt aufzusuchen, welcher die Erkrankung behandlen und das Tier auf Lungenwürmer untersuchen wird. Der Igel brauchst es nun sehr warm und ist von seinen Artgenossen zu separieren, am besten hält man ihn auf einer Wärmflasche oder unter einer Rotlichtlampe, Gaben von Elektrolyten und Zwangsernährung bestimmt der Tierarzt, können aber nötig sein. Ebenso wichtig ist die Gabe von Antibiotika, welches der Tierarzt verabreichen wird.
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eingefallene Flanken und flache Atmung sind ein sicheres Anzeichen für eine Lungenentzündung
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Bißverletzung
Bißverletzungen können verschiedene Ursachen haben. Zum Einen gibts die Bißverletzungen durch einen Hund (welche durch vorsichtigen Umgang mit der Igel / Hund Konstelation vermieden werden sollte!) welche meist genäht werden muß. Zum Anderen kann es passieren das Igel sich untereinander beißen, was meist nicht so tief ist das es des Nähens bedarf, ein Tierarzt muß aber in jedem Fall aufgesucht werden weil die Gabe von Antibiotika in jedem Fall notwendig ist. In wenigen Fällen, aber leider nicht auszuschließen sind Bißverletzungen einer Igelmutter bei ihren Jungtieren. Meist sind es nur kleine Wunden die durch das Herumtragen im Mäulchen passieren können, diese brauchen nur mit Betaisadona behandelt werden. In schlimmeren Fällen kann es vorkommen das Igelmütter ihren Jungtieren Extremitäten abbeißen (siehe rechts unten im Bild). In diesem Fall ist ein Tierarztbesuch sowie die sofortige Separierung des Jungtieres von der Mutter von Nöten. Ein so verbissenes Jungtier werden sie von Hand aufziehen und ihm die nötige Wärme zuführen müssen. So einen kleinen Tropf hält man am besten auf einer Wärmflasche in einer Box, über der man eine Rotlichtlampe befestigt. Absolute Hygiene sind das A und O bei der Aufzucht. Gaben von Vitaminen sind angeraten. Der Tierarzt wird die Wunde behandeln und Antibiotika in richtiger Dosis verabreichen. Ich weise nochmals darauf hin das bei Bißverletzungen Hygiene das Wichtigste ist, damit sich die Wunde nicht entzündet und keine Keime eindringen können.
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Rückenwunde durch Bißverletzung

Beinverlust durch Mutterbiß
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Zahnprobleme
Zahnprobleme sind hier in Deutschland bisher noch sehr selten. In den USA sind die Probleme nach Auskunft einer befreundeten Züchterin auch nicht sehr verbreitet. Dennoch kann es Fälle von Zahnfehlstellungen, Entzündungen und Paradontose geben. Zahnfehlstellungen sind in der Regel erblich und man kann nicht wirklich etwas dagegen tun, ausser betroffene Tiere nicht zur Zucht zuzulassen. Paradontose und Zahnfleischentzündungen entstehen in der Regel durch zu Zuckerhaltiges Igelfutter und zu weiches Futter (Feuchtfutter). Als vorbeugende Maßnahme sollte man hauptsächlich Katzentrockfutter verfüttern. Dadurch werden die Zähne auch automatisch gereinigt und eine Zahnsteinbildung wird gemindert. Sollten doch Entzündungen im Rachenraum entstehen wendet man sich an einen TA. Ich bitte jeden keinerlei Eigenversuche beim Ige zu unternehmen, den Rachen zu öffnen und zu behandeln. Da dies viel zu veil Streß beim Tier auslöst und ziemlich schief und auch Schmerzhaft (Biss) für den Halter ausgehen kann.
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Schlaganfall
Ältere Igel können aufgrund von Durchblutungsstörungen im Hirn einen Schlaganfall erleiden. Oft äußert sich dies durch Lähmungserscheinungen, heraushängen der Zunge, evtl. in Mitleidenschaft gezogene Sehkraft auf einem Auge. Schlaganfälle sind bisher noch recht selten und können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Ein Schlaganfall muß nicht das Todeurteil des Patienten bedeuten. Auf jeden Fall muß auch in diesem Fall ein Arzt aufgesucht werden, der eine entsprechende Behandlung einleiten kann.
Borstel ein alter Igel der einen Schlaganfall überlebte und sich immer noch seines Lebens erfreut ohne Einschränkungen. Er lebt bei mir und ist ein richtiger, liebenswerter Igelveteran.
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durch Schlaganfall auf einem Auge erblindeter Igelveteran mit linksseitiger Gesichtslähmung
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Fettleber / andere Organschädigungen durch Verfettung
Weissbauchigel neigen leider bei zu guter Fütterung und vor allem zuviel Mehlwurmgabe zu Verfettung und Übergewicht. Wenn der Igel sich beim Laufen in die Seitenfalten tritt oder beim Liegen unterm Wärmespot richtig "breitläuft" ist es höchste Zeit für eine Diät.
Verfettung kann schlimme Folgen haben, wie zum Beispiel eine Fettleber die zwangsläufig zum Tod führt, eine Rettung ist da meist kaum noch möglich. Auch kann Verfettung für Lungenprobleme und Herzschwäche sorgen. Die Futtermenge ist drastisch zu reduzieren und am besten fettarmes Diätfutter zu geben, von Mehlwürmern rate ich während einer Diät komplett ab. Geringe Mengen Zophobas können gegeben werden, besser aber noch Grillen und Heuschrecken, die weitaus weniger Fett enthalten.
Ein Tierarztbesuch zur Organkontrolle und zur Aufstellung eines sinnvollen Diätplanes sollte umgehend erfolgen
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Igel mit immensem Übergewicht
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Darmvorfall
Ein Darmvorfall ist keine Krankheit in dem Sinne. Als Darmvorfall bezeichnet man eine Gewebeschwäche, welche sich dadurch äußert dass der Darm aus dem Körper austritt. In den meisten Fällen verläuft ein Darmvorfall tödlich. Bei rechtzeitiger Erkennung und schneller Reaktion kann man es aber behandeln, die Chancen für eine Heilung stehen allerdings recht niedrig. Wodurch diese Gewebeschwäche auftritt, ist leider weitesgehend unbekannt und selbst Tierärzte sind da mit ihrem Latein am Ende.
Für einen Darmvorfall gibt es keinerlei Voranzeichen, der Igel verhält sich normal, frisst normal und kackt auch normal bis zum letzten Moment - daher ist eine Früherkennung ohne dass der Darm bereits ausgetreten ist, nicht möglich. Als Ursache für die bisher obduzierten Darmvorfälle sind meist zu dünne Darmwände bekannt. Wodurch dies allerdings verursacht wird, ist momentan noch unerklärbar.Zum Glück ist der Darmvorfall mit Sicherheit eine ehr selten vorkommende Geschichte aber leider ohne erkennbare Vorzeichen / Krankheitsbild. In den meisten Fällen bemerkt man es erst, wenn das Tier bereits gestorben ist - erkennbar ist der Darmvorfall durch ein mehr oder weniger großes, aus dem After hängendes Stück Darm mit geringem Blutaustritt.
Schaut der Darm nur minimal heraus und ist bisher noch nicht angerissen / geritzt - ist eine Rettung möglich. Bis vor einem Jahr ist man noch von der Erkenntnis ausgegangen, das der Darmvorfall in jedem Fall tödlich endet - dies kann ich unterdes aus eigener Erfahrung verneinen - wenn der Darmvorfall erkannt wird ehe der Darm angerissen oder zu weit herausschauend ist, ist eine Behandlung wenn auch mit geringen Heilungschancen, möglich. Auf jeden Fall sollten Sie umgehend einen Tierarzt aufsuchen wenn sie ein Stück heraustretenden Darm entdecken, achten Sie bei der Fahrt zum Tierarzt darauf, das sie einen Finger auf die Afteröffnung des Igels halten, damit der Darm durch die Bewegung beim Fahren nicht weiter herausrutschen kann. Transportieren Sie den Igel auf einem sauberen Handtuch welches fusselfrei ist, oder auf einem Küchentuch.
Der Tierarzt wird Ihren Igel in Narkose legen und den Darm wieder in den After zurück-schieben, in Fällen von sehr dünnen Darm-wänden wird angeraten, den Darm an der Innenwand der Afteröffnung leicht zu vernähen. Stirbt ein Igel am Darmvorfall rate ich zu einer Obduktion, um die Ursache abzuklären.
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Todesursache: Darmvorfall
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Wobby Hedgehog Syndrome (WHS) - Taumelkrankheit
WHS ist eine auf Dauer immer tödlich verlaufende Krankheit, die sich darin äußert, dass der Igel anfangs taumelt und leichte Gleichgewichtsstörungen hat, später kaum noch laufen kann und sich im späteren Stadium der Krankheit nach kurzer Bewegungsphase wieder hinlegt, weil ihm die Kraft fehlt, sich länger auf seinen Beinchen zu halten. In Amerika gibt es einige Internetseiten die sich mit der Krankheit beschäftigen. Leider sind weder die Ursachen der Krankheit bisher richtig erforscht, noch gibt es eine Heilungschance.
Es wird zwar von Möglichkeiten der Linderung und eines Herauszögerns des Todes gesprochen, aber ob das Sinn macht ist in meinen Augen fraglich. Letztlich steht fest, dass diese Krankheit im Endeffekt immer zum Tod führt, daher weiß ich nicht ob ein Herauszögern des Todes im Sinne des Igels ist.
Das Wobbly Hedgehog Syndrome ist eine neurologische Erkrankung. In seinen Symptomen ist es der Multiplen Sklerose beim Menschen sehr ähnlich, der Igel verliert langsam die Kontrolle über seine Muskelsteuerung und die Muskeln erschlaffen, so dass er im weiteren Verlauf bald nicht mehr richtig stehen und laufen kann, im späteren Verlauf überhaupt keine koordinierten Bewegungen mehr ausführen kann.
Anfangs äußert sich die Krankheit darin, dass der Igel beim Gehen und stehen anfängt zu taumeln und leichte Gleichgewichtsprobleme hat. Im weiteren Verlauf verschlimmert sich die Lage, der Igel verliert an Muskelmasse und an der Möglichkeit, seine Bewegungen zu kontrollieren und zu steuern, einschließlich der Funktion des Herz - und Lungenmuskels. Das Vitamin- E im Körper baut sich ab, der Körper fordert aber eine immer höhere Dosis ab und der Bedarf kann nicht mehr gedeckt werden.
Sollte euer kleiner Igel Symptome aufweisen, die auf das Wobbly Hedgehog Syndrome schließen lassen - solltet ihr umgehend euren Tierarzt zu Rate ziehen und mit ihm besprechen, wie weiter zu verfahren ist.
Nebenbei möchte ich noch erwähnen, dass die Krankheit hierzulande nicht sehr verbreitet ist - die Tierärzte daher auch noch keine fundierten Informationen über den Krankheitsverlauf haben.
Leider sind aber auch in Deutschland schon Fälle bekannt, dass Weißbauchigel an dieser Krankheit verstorben sind. Eines ist unterdes aber schon klar bewiesen, das Wobbly Hedgehog Syndrome ist vererblich, daher darf eine Zucht mit betroffenen Tieren keinesfalls passieren. Als Züchter hat man die Verantwortung, die erkrankten Igel sofort aus der Zucht zu nehmen und falls vor dem Ausbruch der Krankheit das betroffene Tier für die Zucht eingesetzt wurde, ist eine umgehende Kontaktaufnahme zu den Käufern der Kleinen die Pflicht des Züchters.
Die Kleinen tragen die Gene in sich und es kann (muss aber nicht) zum Ausbruch der Krankheit kommen.
Eine Ansteckungsgefahr für andere Igel besteht aber keinesfalls, die Krankheit ist zwar vererbbar, aber nicht ansteckend. Ich hoffe, dass in den kommenden Jahren auf dem Gebiet der Forschung um diese Krankheit einiges getan wird und vielleicht eine Möglichkeit, sie im frühen Stadium zu behandeln oder zu lindern gefunden wird.
Das Wobbly Hedgehog Syndrome ist auch keinesfalls vom Alter der Tiere abhängig, mir wurde zwar größtenteils von Jungtieren berichtet die daran gestorben sind, meine Recherchen haben aber ergeben, dass auch durchaus ältere Tiere betroffen sind. Was die Krankheit zum Ausbruch bringt und wann sie ausbricht kann ich leider nicht sagen, das entzieht sich meiner Kenntnis und der Forschung auf dem Gebiet.
Aber die Tiere, die an WHS leiden, sterben sehr schnell nach Ausbruch der Krankheit. Die Zeit vom Beginn der Symptome bis zum endgültigen Stillstand der Muskeln - und somit Körperfunktionen dauert nur eine verhältnismäßig kurze Zeit. Die meisten Tiere von denen ich hörte, hatten nach Ausbruch der Krankheit meist nur noch ein paar Wochen zu leben. Ob die Krankheit Schmerzen verursacht oder schmerzfrei ist, darüber vermag ich nicht zu urteilen - in jedem Fall ist das Leben nicht mehr lebenswert, wenn der kleine stachelige Freund sich kaum noch bewegen kann und fast nur noch auf der Seite liegt, weil er sich nicht mehr einrollen, nicht mehr laufen und nicht mehr stehen kann. |

Jungigel mit WHS
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In solch einem Fall sei im Wohle des Tieres zu entscheiden und dafür zu sorgen, dass der kleine Freund schmerzfrei und schnell einschläft und da kann nur der Tierarzt helfen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für einen Igelhalter ein schöner Anblick ist, ihr Tier leiden zu sehen und daher denke ich, eine humane Lösung für Mensch und Tier ist die einzig richtige Entscheidung.
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Lähmungen
Lähmungen können vielerlei Gründe haben, Unfälle jeglicher Art, Durchblutungsstörungen etc.... Lähmungen können aber auch auf Grund von Vitaminmangel entstehen. Ein vorher noch völlig gesund wirkendes Tier kann plötzlich ohne jeglichen Grund plötzlich anfangen, Gliedmaßen hinter sich her zu ziehen und fühlt sich teilweise kalt an. In jedem Fall sollte man den Tierarzt hinzuziehen. In den meisten Fällen wird er nach umfangreicher Untersuchung ein Vitaminpräparat verschreiben, welches ihr eurem Igelchen geben müßt. Ein Vitamin A Mangel kann Lähmungen zur Folge haben, um aber andere Vitaminmängel auszuschließen, wird der Tierarzt meist ein Multivitaminpräparat verordnen.
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DANKE AN RINA www.afrikanische-weissbauchigel.de DIE MIR DIESES ZUR VERFÜGUNG GESTELLT HAT.
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